Der Niedergang des Dieselmotorenbaus in Nordhausen
© 2025 Dipl. Phys. Eckart Holstein
Lieber Leser, der nachfolgende Bericht zur Geschichte des Werkes nach 1989 ist zur Zeit in Bearbeitung. Bitte habt etwa Geduld. Die Redaktion
2. Die Dieselmotorenproduktion in Nordhausen von 1965 bis 1989
1965 erfolgte der Produktionsstart der Dieselmotorenproduktion. Nachfolgende Grafiken machen die Entwicklung des Unternehmens deutlich.
Produktionsstückzahlen 1965 - 1989 (Foto: Quelle: Heber / Caspari 2008 [8])
Die im Bild dargestellte Stückzahlentwicklung produzierter Dieselmotoren zeigt einen nahezu kontinuierlichen Zuwachs. Eine Konsolidierung auf dem Niveau von ca. 50.000 Stk. Motoren/a ist ab 1981 erkennbar. Der Anstieg in den Jahren 1982 bis 1984 erklärt sich aus einer temporären Produktionsübernahme von schnelllaufenden Kleindieselmotoren der Baureihe 8/8 vom Motorenwerk Cunewalde. Ab 1986 sind in den Stückzahlen einen neuer in Nordhausen entwickelter 6 Zylinder Dieselmotor (6VD 13,5/12 SRF) enthalten.
Die aufgeführten Zahlen sind nicht inflationsbereinigt. Des weiteren sind die im Zeitraum 1984 bis 1987 enthaltenen Investitionen aus Japan (Yen) und Frankreich (Franc) mit einem Richtkoeffiszienten (Umrechnung Valutawährung in Mark) versehen. (Foto: Archiv IFA-Museum [9])
Eine Betrachtung der realisierten Investitionen spiegelt ebenfalls wichtige Eckpunkte der Entwicklung der IFA MN wider. Die Investitionen in den Jahren 1963 bis 1968 schaffen die Voraussetzungen für die Produktion des 4 Zylinder Dieselmotors . In den darauffolgenden Jahren ist das Investitionsniveau im Vergleich zu der Produktionsstückzahlentwicklung unverhältnismäßig niedrig.
Der Investitionszuwachs ab 1976 bis 1982 beinhaltet größtenteils umfangreiche bauliche Maßnahmen in Vorbereitung der Produktion des neuen 6 Zylinder Dieselmotors ( im weiteren 6VD13,5).
Am 25.10.1984 bestätigte der Ministerrat der DDR eine Investition, die die Voraussetzungen für die Produktion des Dieselmotors 6VD13,5 mit Produktionsanlauf am 1.7.1987 zum Inhalt hatte. Weiterhin war gefordert, eine PKW-Ventilproduktion für die Viertaktmotoren (VW-Lizenz) für die PKW Wartburg und Trabant sowie eine Produktionsstätte für 100.000 Stk. Fahrräder im gleichen Zeitraum zu errichten.
Für diese Investitionen wurden Geldmittel von über einer Milliarde Mark bereitgestellt. Darin enthalten sind 225 Millionen DM (vereinfacht, da in der DDR Planwirtschaft Valutamark als Wertgröße) [10]
Mit diesem für die damalige wirtschaftliche Situation der DDR außergewöhnlich hohen Investitionsbudget in Verbindung mit einem sehr hohen personellen Eigenleistungsanteil des IFA-Personals wurde innerhalb von 3 Jahren in bestehende und neu errichtete Werkhallen de facto eine komplett neue Motorenfertigung installiert.
Die Maschinen und Ausrüstungen wurden durch die DDR-Maschinenbauindustrie, die französischen Firmen CITROEN und RENAULT sowie durch das japanischen Handelshaus C.ITOH (Firmen Komatsu, Sanyo) geliefert und unter Einbeziehung von IFA- Personal montiert und in Betrieb genommen
Die Fertigungseinrichtungen für Kurbelgehäuse, Pleuelstangen, Nockenwellen, Zylinderköpfe, Kurbelwellen, Qualitätskontrolleinrichtungen u.a. sowie ein komplett neues Motorenmontageband entsprachen einem technisch-technologischen Höchststandard im internationalen Vergleich.
Die Fertigungsstraßen waren kapazitiv auf eine Großserie von bis zu 24.000 Stk. Motoren pro Jahr einschließlich der dazugehörigen Ersatzteile ausgelegt. Die Fertigungstechnologie war auf die Baureihe 13,5 ausgerichtet.
Die Produktion des alten 4 Zylinder Dieselmotors (4VD14,5/12-1 SRW) war auch weiterhin möglich.
Die komplette Fertigung in neu errichteten Gebäuden für Fahrräder (100.000 Stk./a) und eine Produktionseinrichtung für PKW-Ventile, (für PKW-Motoren für Trabant und Wartburg nach VW-Lizenz) wurden ebenfalls errichtet und in Betrieb genommen.
Der Investitionsverlauf ist im Bild 2 dargestellt.
Mit dem Beginn der Serienproduktion des 6 Zylinder Dieselmotors (6 VD 13,5/12 SRW) 1987 stand ein modernes, dem internationalen Stand der Technik entsprechendes Produkt zur Verfügung. Der Motor war so konzipiert, dass technische Weiterentwicklungen wie Abgasturboaufladung und Abgasturboaufladung mit Ladeluftkühlung unschwer möglich waren. Damit waren Leistungssteigerungen und die Einhaltung absehbarerer Verschärfungen der Emissionsanforderungen möglich. Des weiteren war eine Erweiterung der Produktpalette um 4 und 5 Zylindervarianten möglich.
Mit dem 6 Zylinder Dieselmotor (6 VD 13,5/12 SRF) der Baureihe 13,5 wurde der neue LKW L60 vom VEB Automobilwerk Ludwigsfelde ausgerüstet, der Einsatz u.a. in Mähdreschern war geplant.
Mit der Realisierung dieses umfangreichen Investitionsprogramms war die Zukunft des Motorenwerkes scheinbar gesichert.
Doch es sollte anders kommen!