Die Presse hatte schon ausführlich berichtet und so kamen am Samstagnachmittag bei schönstem Wetter über 100 Besucher in die Montaniastraße um zu sehen ob sie startet die alte Dame aus dem Jahre 1922. Und sie startete unter den kritischen Augen des Publikums auf Anhieb.
Zuvor hatten die Vereinsmitglieder die Lok vor die Ausstellungshalle gezogen und alles vorbereitet.
Blumen für die Dame (Foto: IFA-Museum / W.Geiger) Nach Begrüßung und Festrede bekam sie auch noch eine neue Plakette die auf ihr Alter hinweist und von ihrem Patenonkel einen Blumenstrauß.
Ein schöner Nebeneffekt, viele ehemalige IFAraner und Freunde trafen sich auf dem Hof vor der alten Feuerwache zum Gespräch und zum Austausch von Erinnerungen. Schon das war den Aufwand wert und zwei neue Vereinsmitglieder konnten auch noch gewonnen werden.
Bei einer Tasse Kaffee und Kuchen blieben viele noch zum plaudern im oberen Foyer.
Der Vorstand bedankt sich bei allen die mitgeholfen haben und besonders bei den Frauen der Küche und bei Günter Helbing aus Leinefelde der erneut Kuchen und Brötchen gesponsert hat. (HGF)





Und nun Wilfrieds Festrede:

Sehr geehrte Anwesende,
das Wissen darüber, mit welchen Mitteln und Methoden unsere Vorfahren die Herausforderungen des Lebens gemeistert haben ist Grundlage zur Gestaltung unserer Gegenwart und Zukunft.
Die Nordhäuser Geschichte beinhaltet unendlich viel Interessantes dazu, es darf nicht in Vergessenheit geraten!
Um 1500, in der Übergangszeit vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, begannen die Nordhäuser Korn zu brennen und Anfang des 19. JH Tabak zu verarbeiten. Infolgedessen begann dann im 19. JH die industrielle Entwicklung.
Vorerst auf den Gebieten, Kornbrennerei und Tabakverarbeitung nachfolgend kamen Tapetendruck, Weberei, Eismaschinen u.a. hinzu.
Die wirtschaftliche Basis verbreiterte sich um 1900 hauptsächlich auf dem Sektor der Maschinen-, Motoren- und Schachtbauindustrie.
Wir haben die Pflicht, für uns und unsere Kinder im Sinne von Erziehung, Bildung und Kultur Wis-sen und Zeitzeugen aus der Nordhäuser Geschichte, also Schriften, Bilder und Exponate, zu bewahren.
So diese wunderschöne normalspurige Rangier Benzol Motorlokomotive vom Typ „L.308“, F.-Nr.: 1520, mit 13 to Gewicht und 40 PS Leistung, für 200 to Anhängelast, im Jahr 1922, also vor 100 Jahren hier in Nordhausen bei O&K-Montania gebaut, an der gleichen Stelle, an der sie heute wieder steht.
Hier nebenan stand die Halle 4, wo die Lok gebaut worden ist.
Jetzt muss ich an der Stelle kurz unterbrechen, wir haben einen der vielen Sponsoren im Hause, der von weit angereist ist. Das ist der Herr Bude, Herr Bude hat uns für die Rekonstruktion der Lokomotiven in der vergangenen Zeit die Schilder gemacht, weil ja vieles weg war und er hat uns aus Anlass dieses 100 jährigen Geburtstages zusammen mit seinem Sohn ein Schild kreiert „100 Jahre 1922 - 2022 MONTANIA Nordhausen Lok L308 F.Nr. 1520? 1922“. Ich halte das mal hoch, damit wir das alle sehen können. (Applaus)
Wir haben nicht nur Eins, wir haben das für beide Seiten, ich hefte es mal provisorisch an die Sei-te, mit Magneten!
Wir begehen heute am 22.10.2022 ihren 100. Geburtstag, auch in Würdigung der Leistungen un-serer Nordhäuser Altvordern, die sie konstruierten und fertigten.
Es grenzt an ein Wunder, diese Lokomotive, ein Technisches Denkmal aus der Nordhäuser Indust-riegeschichte, funktionsfähig wieder hergestellt, hier zu haben.
Verdanken tun wir dieses in Erster Linie der Familie Wymann aus Kerzers in der Schweiz, die uns aus ihrem privaten Eisenbahnmuseum 4 O&K Lokomotiven aus der Zeit von 1922 bis 1937 im Jahr 2013 als Leihgaben überliessen.
Anlässlich der umfangreichen Oldtimer Restauration der Benzol-Motorlokomotive Typ H2, mit neuem Kleid (orange), nach originalem Schnittmuster, schenkten sie uns diese bereits 2017, da-mit wir die Arbeiten mit Hilfe von Arbeitsgelegenheit (AGH) realisieren durften.
Zum 10. Eröffnungstag unseres IFA-Museum am 11.September 2021 die schenkte uns die Fam. Wymann die restlichen 3 Lokomotiven, eine grossherzige Geste für unser Museum, für Nordhau-sen, für die Region.
Sie wollten nicht, dass diese geschichtlichen Zeitzeugen zum Spielball von Geschäftemachern werden, weshalb sie auch folgende, einzige Bedingung daran knüpften: „Sie sollen als Zeitzeugen für alle Zeit in Nordhausen verbleiben!“
Rolf Wymann, Zeit seines Arbeitslebens Lokführer in der Schweiz, sowie Ehefrau Doris und Sohn Roger haben sich der Sammelleidenschaft „Bahn“ verschrieben. Alles gehörte dazu, Lokomotiven, Wagen vom Orientexpress, Schienen, Feld- und Grubenbahnen, Signalanlagen, Modelle u.v.A.m.!
Ihren Lebenstraum, ein Bahnmuseum in Kerzers in der Schweiz aufzubauen, erfüllten Sie sich damit. Leider nur für wenige Jahre, bis zur Kündigung des Flächenareal für den Ausbau einer Gießerei.
Fam. Wymann musste auflösen, vieles verschrotten und verkaufen um die Unkosten zu decken, hatte dabei aber immer die Gedanken, wertvolles Geschichtsgut für die Allgemeinheit zu erhal-ten, weshalb sie uns letztlich auch die O&K-Lokomotiven schenkten.
Danken müssen wir auch all Denen, die uns bei der Überführung und REKO halfen:
Dem Überführungsteam, mit den Organisatoren Rolf Wymann, Otto Brandt, Wilfried Geiger und H.-J. Port, den Kraftfahrern Markus Domann BBZ, Stephan Knolle IGENO, Norbert Ritter FWN und Fritz Siegmann Spedition Otto!
Den Helfern und Unterstützern: Helmut Peter als Gründer und Hauptsponsor, Autohaus Peter, Zollämter Berlin - Erfurt - Nordhausen, Spedition Otto, Fahrzeugwerke NSW, ARGE Nordhausen, IGENO Fahrzeug- u. Automatisierungstechnik, Wiemann Kran GmbH, LAN - Laseranwendungstechnik Nordhausen, IKL-, u. BBZ Berufsbildungszentrum Nordhausen, WARESA Bau, Henning-Bau, Kunte-Glas, Script Studio, Ronald Bude Eisenbahnteile und Metallwaren Handel (EMH), ADAPT Nordhausen, Bäckermeister Helbing, einer der Gründerväter des IFA-Museum, Strassen-verkehrsämter „Deutschland“ und „Schweiz“, Tomuschat Motor-Power, Salomon Maschinen-Fertigungs-Handelsgesellschaft, Mineralölvertrieb Nordhausen, Peter Erk Ilmenau, der ARGE und den Mitarbeitern der AGH, den Vereinsfreunden des IFA-Museum und den Medien als Kommuni-kator.
Zuletzt Danke auch all den nicht genannten Sponsoren, auch dem Landkreis und der Stadt Nordhausen, die unser IFA-Museum ebenfalls finanziell unterstützten, was letztlich für den Tourismus der Stadt gut ist, kommen doch über 5.000 Besucher jährlich in unser IFA-Museum, die zum Großteil auch die städtischen Museen und Einrichtungen besuchen.

Wilfried Geiger 22.10.2022
Vorstandsmitglied